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ronja

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dankbar

21. März 2023

„Am 26.11.2013 kamen unsere Zwillinge Aaron & John 8 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin per Kaiserschnitt auf die Welt. John lag auf der Intensivstation, da er Schwierigkeiten beim Atmen hatte und brauchte sehr viel Ruhe. Aaron war auf der normalen Station und ich durfte ihn schon bald einige Minuten auf dem Arm halten. Aaron war der Erste der Zwillinge, den ich gesehen hab. Ich habe mich direkt verliebt und fand ihn unglaublich süß.

Doch nur einen Tag später kamen die Ärzte auf uns zu und äußerten die Diagnose „Downsyndrom“ aufgrund der äußerlichen Merkmale wie die Vierfingerfurche, mandelförmige Augen, die Zunge, die immer wieder raus kam. Ich selbst kannte das Downsyndrom nicht und sagte nur, dann müsse mein Mann es doch auch haben. Er ähnelt ihm doch sehr und ist so wunderschön. Sie belächelten mich nur. Heute weiß ich natürlich auch warum, doch damals hatte ich zuvor keinen Menschen mit dem Downsyndrom gesehen.

Nun – was machte ich zuallererst?? Ich googelte – und bekam die schlimmsten Informationen.

Wir willigten ein, den Gentest durchzuführen und und nach ein paar Tagen kam das Ergebnis: „Es freut uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass es doch kein Downsyndrom ist. Der Gentest ist negativ.“ Die Erleichterung und Freude bei mir und meinem Mann war riesengroß.

Früh war klar, dass die Zwillinge die 8 Wochen bis zum errechneten Entbindungstermin in der Klinik bleiben würden. Da wir noch einen 3,5 Jahre älteren Sohn haben, wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und besuchte Aaron & John jeden Tag.

Einige Tage nach der Entlassung, bei einem Besuch der Zwillinge, kam der Oberarzt rein und schloss die Tür hinter sich. Seine Augen und seine Haltung verrieten mir sofort – jetzt kommt was.

Etwas stimmt hier nicht.

„Frau Käthler, es tut mir leid, es ist doch das Downsyndrom. Wir haben es uns noch einmal genau angeschaut und es die seltene Form des Mosaiks.“

Der Moment war heftig. Mir wurde der Boden unter den Füßen weggerissen und ich konnte nicht klar denken.
Als der Arzt den Raum verließ, strömten die Tränen und ich realisierte, was das jetzt für mich bedeutete: Ich hatte nun die Aufgabe, nach Hause zu fahren und meinem Mann mitzuteilen, dass es sich doch um das Downsyndrom handelt.
Das war ein wirklich schwerer Weg.

In den folgenden Wochen hatte ich viele schlaflose Nächte. Ängste, die ich vorher nie gekannt habe, zum Beispiel ‚Wenn ich sterbe, wer kümmert sich dann?‘ ‚Mir darf nichts passieren!‘ und ganz andere Fragen und Sorgen schwirrten mir im Kopf herum. Es kam eine unglaubliche Wut auf und ich war sauer auf Gott.

Ich fragte ihn, was er sich dabei gedacht hat?!
Warum hat er das zugelassen?
So viele Fragen, die ich Gott stellte…

Nach diesen 8 Wochen wurden die Zwillinge beide mit Herz-Lungen-Überwachungsgeräten entlassen. Doch schon ein paar Tage später wieder ins Krankenhaus eingeliefert. Acht mal mussten die Zwillinge im Wechsel wegen Sauerstoffabfällen und/oder Bronchitis ins Krankenhaus Einmal hatte es Aaron sehr getroffen und er war diesmal wegen einer Lungenentzündung in der Kinderklinik.

Dann musste auch noch mein Mann selbst ins Krankenhaus wegen einer chronischen Erkrankung. 

Ich versuchte nur zu funktionieren um allem gerecht zu werden, während der ganze Druck schwer auf mir lastete: Ich hatte einen Sohn im Kindergartenalter, Zwilling John zuhause mit einer Herz-Lungen-Überwachung und sein Bruder Aaron war in der Klinik.

Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, in der ich Aaron im Krankenhaus in den Armen gehalten habe. Ich war traurig und innerlich völlig am Boden zerstört. Da gab es diesen einen Moment: Ich betrachtete mich von außen und sah mich mit Aarons Augen. Er sah mich an und in meinen Gedanken bildeten sich die Worte: ‚Mama warum bist du so traurig? Ich bin doch auf die Welt gekommen. Warum kannst du nicht über das Leben glücklich sein?‘

Mich packte die Scham..

‚Ja!
Ich liebe Euch beide so sehr und habe so lange auf euch gewartet.
Es war Liebe auf den ersten Blick.
Ja, ich will mich freuen!
Und JETZT, hier und jetzt, bin ich für Euch da!‘

Ab diesem Moment wendete sich das Blatt und die „Trauerphase“ war vorbei.



Ich erinnerte mich an einen Traum, den ich in der Schwangerschaft hatte. Im Traum bekam ich einen Kaiserschnitt und die Zwillinge kamen zur Welt. Die Ärzte waren still, dann tuschelten sie und waren verwirrt, denn irgendetwas stimmte nicht. Mittlerweile darf ich wissen, dass Gott mich vorbereiten wollte – doch damals war es mir nicht bewusst.

Ein solches Kind ist eine Berufung. Es ist gibt viele unterschiedliche Phasen und Prozesse durch die wir gemeinsam gehen. Man wächst in seine Aufgaben hinein. Genauso,wie es beim Muttersein auch ist. Er ist ein Werk des Herrn und ein wunderbares Geschenk, welches mir von Gott anvertraut wurde. Gott ist immer da, kümmert sich um uns und in schwierigen Zeiten trägt er mich durch. Er hilft uns die richtigen Entscheidungen zu treffen und ich darf wissen,er lässt mich nie allein! Ich muss das Muttersein nicht alleine meistern.

Heute kann ich sagen: das Downsyndrom ist ein absoluter Segen für uns und ich bin dankbar.

Dankbar, dass wir mit Aaron leben dürfen.

Dankbar, dass mich diese Diagnose so viel gelehrt hat.

Dankbar, dass ich geformt wurde und verändert wurde.

Dankbar, dass Gott mein Herz gegenüber Menschen mit Behinderungen, und vor allem für Kids, geöffnet und groß gemacht hat. Vor den Zwillingen hatte ich keine Berührungspunkte mit behinderten Menschen. Etwas, das mir in meiner menschlichen Entwicklung wirklich gefehlt hat.

Ich habe einen neuen Blickwinkel, der mich so sehr bereichert und den ich ohne das Downsyndrom unseres Sohnes nicht bekommen hätte:

Menschen mit Behinderungen sind

von Gott gesehen,

absolut gewollt

und vor allem geliebt.

Warum tun wir es ihm nicht gleich und fangen an

diese wunderbaren Menschen

zu sehen,

zu lieben

und mit ihnen gemeinsam durchs Leben zu gehen?!“



DANKE VIKA für deine Worte!!

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Blühe da wo du gepflanzt bist

26. Juli 2022

Den Satz höre ich sehr oft. Vor allem in der christlichen Szene. 

Ja, voll gut und, ja, auch so tief. Ähnlich wie der Satz „Know your Season: Erkenne, was heute für dich dran ist; nehme wahr und nehme an, was dein Platz ist.

Doch ich finde, das ist gar nicht so einfach, denn ich merke, ich bin oft überall, aber nicht hier. 

Nicht hier. Hier bei mir. Hier in meiner Gemeinde. Hier in meinen Beziehungen. Hier in meiner Nachbarschaft. Ich bin so oft woanders. Was auch nicht unbedingt schlecht sein muss. Ich kenne viele tolle Leute, die nicht hier sind. Ich kenne tolle Projekte, die Kilometer entfernt sind und von denen ich gern Teil wäre. Doch wie kommt das? Ich nehme wahr, dass ich gerade durch die Möglichkeiten wie Telegram, WhatsApp, Instagram usw. mit nur ein paar Klicks die Möglichkeit habe, in andere Leben einzutauchen. Ich kann mitbekommen, was Menschen Kilometer weit weg beschäftigt … doch alles durch mein Handy. 

made by Luise Sawadsky

Blühe da, wo du gepflanzt bist. Ein Satz, der mir sagt: Ronja, du kannst nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen.
Dieser Satz ist auch mit so viel Weisheit gefüllt: Ich KANN nicht überall zugleich blühen.

Das ist unmenschlich, auch wenn uns die Medien weismachen wollen, dass alles möglich ist. Wir können Maschinen sein, wir können ein Tempo halten, das ungesund ist … Das sagt uns die Welt. Schneller und immer mehr … aber weniger intensiv.
Ganz realistisch merke ich nämlich, dass ich das alles gar nicht kann. Ich bin Mama, Ehefrau, Gemeindemitglied, Nachbarin, Tochter, Schwester, Selbstständige … – und das ist so so viel! Ronja, DAS ist so viel! 

Ich muss ganz neu lernen oder neee … mal wieder lernen, HIER zu sein. Oder auch einen guten Umgang damit zu finden, was ich wann nutze und in Anspruch nehme. Was und wie kommuniziere ich über mein Handy und wo dürfen wir auch ganz klar sagen, ICH MUSS gar nichts?!

Blühe da, wo du gepflanzt bist.

Heute sehne ich mich nach dem HIER.

HIER meinen Platz einzunehmen.

HIER die Menschen zu sehen.

HIER einen Unterschied zu machen.

Das ist so vielleicht viel weniger als vorher. Aber was, wenn das jeder machen würde?!? 

Lass uns nicht bei diesem schönen Satz vom Anfang stehen bleiben – von dem wir alle wissen, dass es doch wirklich wunderbar wäre, das wirklich zu können.
Lass uns Schritte gehen.
Ja, mutige Schritte, Dinge zu verändern.
Ich überlege wirklich, ob ich mir ein Festnetz-Telefon zulege. Ja, wir haben keins, denn es geht ja alles über das Handy.
Doch so sehr ich die Möglichkeiten heute schätze, saugen sie mich auch aus. 

Ich will blühen und nicht zerrissen sein.

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Darf ich das?

5. März 2022

Seit einem Jahr sind wir wieder Zuhause … Ist es wirklich schon ein Jahr her?

Vor einem Jahr hatte mein Sohn eine Knochenmarktransplantation – 7 Wochen Krankenhaus. Davor haben wir vier Jahre versucht, seine seltene Immunkrankheit so gut es geht zu meistern.

Jetzt ist er gesund. Zumindest scheint es so … Er bekommt noch zwei Medikamente, denn bis sein Körper sich von allem erholt hat, braucht es Zeit. 

Jetzt sind wir eine ganz normale Familie. Und doch stimmt das irgendwie nicht.

Gerade stecke ich in den Vorbereitungen für eine Beerdigung.
Für Jolina, 18 Jahre alt.
Das ist so traurig, das tut so weh im Herzen, in meinem aber vor allem im Herzen der Eltern, Großeltern und Geschwister. 
Doch was ist in einem Jahr? Dann sind sie doch auch immer noch nicht wieder eine ganz normale Familie – oder?

Und ich würde behaupten, dass es auch nie wieder eine ganz normale Familie sein wird.
Sie nicht und wir auch nicht. Es wird immer anders sein. Solch ein Ereignis verändert jede Familie. 

Die Krankheit meines Sohnes hat mich verändert, meine Ehe, meine kleine Familie. Und das meine ich gar nicht nur negativ.
So intensiv solch eine Zeit von Schmerz geprägt sein kann, kann es dann irgendwann wieder gute Zeiten geben. Wir können wieder lachen und nach außen hin auch ganz normale Dinge tun, die normale Familien eben tun. 

Jetzt ist doch alles gut. Ja UND nein. Ich werde diese Zeit nicht vergessen. Die Eltern von Jolina werden Jolina nicht vergessen und die Trauer, das Vermissen wird mal mehr und mal weniger präsent sein. Doch ich finde, das Wichtigste, das die Mitmenschen wissen müssen, ist, dass man solche Ereignisse nicht einfach abhakt. Und sie auch nicht abhaken MUSS. Ich glaube, dass Gott meine Wunden mit mir gemeinsam anschauen wird, und dass er sie auch heilen wird. Doch manchmal passiert das nicht sofort. Manchmal reißen sie wieder auf und da hilft der Satz nicht „Aber das ist doch jetzt schon so lange her!“. 

Lasst uns mit Wunden und mit Narben vorsichtig umgehen und uns gegenseitig die Erlaubnis geben, UNS ZEIT ZU NEHMEN. Und manchmal bin ich beides: traurig UND fröhlich. Ich glaube, der Schmerz aus dieser Zeit, erinnert mich immer wieder daran, dass ich einen Gott habe, der mich da durchgetragen hat. Der Schmerz hilft mir auch gegen das Vergessen.
Wir sind seit einem Jahr zuhause und dafür sind wir so dankbar.

Ob ich das alles schon verarbeitet habe?

Nein.

Und das ist okay!

UND 
Auf die Frage: Wie geht es dir?
Was soll ich darauf antworten?
Nicht gut – nicht schlecht
Sondern UND
Dunkelheit UND Schönheit
Schatten UND Licht 
Traurigkeit UND Fröhlichkeit 
Weinen UND Lachen 
Schmerz UND Hoffnung 
Tiefen UND Höhen
Anklagen UND Leben 
Trauer UND Dankbarkeit
Das geht alles nebeneinander her 
Ich lerne mit dem UND zu leben 
Das UND ist die Hoffnung 
Hinter den schwierigen Zeiten kommt immer noch ein UND 
Dann werden wir lachen, auch wenn alles dagegenspricht 
Dann werden wir hoffen, auch wenn alles dagegenspricht 
Dann werden wir lieben, auch wenn alles dagegenspricht 
Dann werden wir glauben, Auch wenn alles dagegenspricht 
Dann kann sich was verändern 
Du kannst wütend sein UND tiefen Frieden empfinden 
Du kannst Gott anklagen UND um Hilfe bitten 
Du kannst dich schwach fühlen UND getragen fühlen 
Du kannst trauern UND dankbar sein 
Du kannst dich einsam fühlen UND getragen fühlen 
Es kann so wehtun UND es kann sich gut anfühlen 
Die Gefühle wechseln täglich, manchmal minütlich
Es gibt kein richtig UND falsch 
Einfach UND 
Einfach sein 
aus dem Buch TRAUER IST LIEBE von Christine Heinzmann

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BESCHENKT

7. August 2021

Ich blicke zurück …


Am 08. Dezember 2021 ging es für uns in Krankenhaus.
Viele Wochen sollten wir nun dort verbringen.
Ein langer Weg und doch war ich froh, dass wir diesen Weg endlich gehen durften. Wir hatten endlich einen passenden Spender für unseren Sohn und warteten nun schon seit vier Jahren auf Klarheit.

Nun war es endlich soweit und gleichzeitig war es eine Zeit, die mein Herz zerriss. 

Und doch war es eine Zeit, in der ich heute RÜCKBLICKEND erkennen darf, wie beschenkt ich bin.

„Um mich herum sitzen Mütter und Väter und halten die Hände ihrer Kinder, die ebenfalls wie (ich setze hier jetzt mal den Namen meines Sohnes ein) Manoah langsam aus der Narkose erwachen … Und während ich mein eigenes Kind anschaue, wird es mir klar: WIR SIND BESCHENKTE, wir alle in diesem Raum. Denn wir durften durch all den Schmerz das Wesentliche erkennen, in diesem Moment zwischen tönenden Geräuschen, mit Desinfektionsgeruch in der Nase haben wir es verstanden: LIEBE

Die Liebe ist der Schlüssel“

Katharina Weck aus ihrem Buch Der Chemoritter am Küchentisch 

Jedes Mal, wenn ich dieses Buch weiterlese, schaffe ich höchstens zehn Seiten, dann muss ich pausieren, aufatmen, denn sie hat so recht … Sie deckt so vieles in meinem Herzen auf, findet Worte für Situationen, Gefühle, die ich meinen Mitmenschen selbst nie kommunizieren konnte.

Ich habe all diese Wochen im Krankenhaus keine intensive Zeit mit meiner Familie (und noch weniger mit meinen Freunden) gehabt . Ich hatte keine Zeit für Aktivitäten, für Kreatives, für Aufgaben, in denen ich zeigen konnte, dass ich etwas kann. Ich musste auf Null herunterfahren. Nichts war gerade wichtiger.

Was wichtig war, war gerade einfach da zu sein.

An Manoahs Bett zu sitzen und seine Hand zu halten. 

Und genau das lässt mich eine Beschenkte sein.

In dieser Zeit wurde es so unglaublich ruhig um mich herum, sodass es manchmal beinahe nicht auszuhalten war. Doch in dieser Ruhe, in diesem „nur hier sein“, erfuhr ich, was Liebe ist. Nicht nur meinem Sohn die Liebe weiterzugeben, sondern sich noch viel mehr von Gott lieben zu lassen. Er liebt mich. Auch wenn ich nicht überall dabei bin. Er liebt mich, auch wenn ich schwach bin. Er liebt mich so sehr, dass ich an Manoahs Bett sitzen und Dankbarkeit empfinden kann, die nur er geben kann. Er liebt mich so sehr, dass er mir die Zusage gibt: ICH BIN DA und lasse dich niemals los. 

In diesen Momenten, in denen ich dachte, ich verpasse das ganze Leben, veränderte sich mein Blickwinkel und ich sah die Menschen um mich herum von einer anderen Seite. Denn in Wirklichkeit sind es die, die umherlaufen, nach dem Wind haschen, undankbar sind … sie sind es, die das Leben verpassen, obwohl sie aus menschlicher Sicht doch mitten im Leben stehen. 

Diese Erkenntnis machte mich nachdenklich und traf mich. Denn ICH war eine von denen, die nie DA SEIN konnten. Die alles Mögliche tat, busy war, umherlief – und dabei das Privileg der Ruhe, der Stille, den Blick auf das Wesentliche verlor. 

Was zählt im Leben wirklich?

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Viel passiert

9. Juli 2021

Am 29. Januar schrieb ich hier meinen letzten Eintrag. 

Seitdem ist viel passiert, eigentlich zu viel, um das nun in einem einzigen Beitrag aufholen zu können.

Mache ich nicht. 

Kann ich auch nicht. 


Doch was mache ich damit? Was mache ich mit all den Dingen, die mein Herz, meinen Kopf und auch meinen Körper momentan so sehr beschäftigen? 

Kennst du das, dass Dinge in deinem Leben passieren, die so schnell hintereinander kommen, dass du gar nicht dazu kommst, deine Gefühle, Emotionen, Gedanken, Frust, Angst, Zorn, Verzweiflung, Freude etc. einzuordnen, geschweige denn zu verarbeiten?


Mir geht es gerade so.

Mein Sohn bekam im Dezember 2020 eine Knochenmarktransplantation – ein langer Weg, der zuerst so gut verlief. Bis der März kam. Denn dann ging es meinem Sohn plötzlich immer schlechter. Es sollte doch eigentlich mit jedem Tag besser werden!? Eine GVHD (eine Abstoßungsreaktion mit Entzündungen in den Organen) und ein gemeiner Virus … viel Hoffnung verflog, mein Akku war doch schon alle von der intensiven Krankenhauszeit davor. Ich hatte die letzten vier Jahre auf so vieles verzichtet und ich war an einem Punkt, wo ich dachte JETZT REICHT ES. Ich bin einfach K.O. und ich weiß manchmal gar nicht mehr, was ich empfinden soll oder tatsächlich empfinde, was ich denke, was ich eigentlich will. Ich fühle mich von vielen nicht verstanden und nur weil ich mit meinem Kind Zuhause bin, ist noch lange nicht alles gut. 

Es ist so viel passiert in diesen Wochen, Tagen, Stunden …

Stunden die niemand gesehen hat, in denen mir das Mama-Herz brach. 

Stunden, in denen ich viel allein geweint habe.
Stunden, in denen ich meinen jüngeren Sohn nicht sehen konnte – nein, das waren Wochen. 

Stunden, nun Zuhause, in denen es mir schwer fällt anzukommen, denn mein Alltag ist so anders als der meiner Nächsten.
Stunden, in denen ich mir manchmal wünsche, einfach allein und ganz weit weg zu sein. 


Vergeudete Stunden? 

Nein, ich glaube, keine Stunde davon war vergeudetet oder überflüssig. Dennoch braucht es gerade Zeit, diese ganzen schmerzhaften, herausfordernden Stunden aufzuarbeiten. Es braucht Zeit.

Und es DARF Zeit brauchen. 

Alles folgt einem Plan. 

Einem wunderbaren Plan.

Daran halte ich mich fest.

„Das Schöne im Hässlichen suchen!“

Katharina Weck

Ja…so hart viele Stunden in diesem letzten halben Jahr waren … wie hart vielleicht auch das Corona-Jahr für dich war … Ich merke trotzdem, dass diese Erfahrungen mich reifer gemacht haben, mich mehr erkennen lassen, was mein Sinn im Leben ist und wie ich doch im Hässlichem, im Schmerz eine Dankbarkeit empfinden darf, die übernatürlich ist. 

Es ist so viel passiert. 

Ich will ab hier wieder mehr mit euch den Weg gemeinsam weitergehen. Euch mit reinnehmen in mein Herz, in meine Gedanken über das Leben, über meinen Glauben, über das was mich überleben lässt.

Ich bin dankbar für euch als Leser und freue mich über eure Gedanken.
Möge Gott euch segnen!

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Kampfring

27. Januar 2021

Wer hat gesagt, dass es einfach wird?

Ich bin überzeugte Christin und ich liebe es! Mit 12 Jahren entschied ich mich auf dem Sola (Sommerlager Hannover) bewusst für die persönliche Beziehung mit Jesus und habe es bis heute nicht einen Tag bereut.

Doch wer hat gesagt, dass es einfach werden würde oder einfach wäre?
Wer hat gesagt, dass Beziehung einfach wäre?
Dass Ehe einfach wäre?


Ich bin schon lange davon weg, mir den Druck zu machen: „Du musst jeden Tag Stille Zeit machen und mindestens so und so lange beten.“ – denn das löst in mir immer nur Panik aus, nicht gut genug oder keine gute Christin zu sein.

Wann soll ich das denn auch machen? Als Ehefrau und Mama habe ich einen Alltag, der so voll ist, dass ich selbst manchmal nicht weiß, wann ich die Zeit finden soll, mal alleine aufs Klo zu gehen oder keinen Kaffee heiß zu trinken. 

Dennoch ist es mein Wunsch, Gott mehr zu verstehen und ihm näher zu kommen.

Ich will Wunder erleben! Ich will einen unerschütterlichen Glauben und ein reines Herz haben und ich wünsche mir Mut, damit nichts und niemand mich davon abbringen kann, Gottes Wort zu verkünden.

Das ist ein Kampf, denn all dies werde ich nur erleben können, wenn ich AN SEINEM HERZEN bin.

Und genau das erfordert Zeit und Stille – seltene Güter. Es erfordert, mich von anderen Menschen hinterfragen zu lassen. Es zwingt mich immer wieder in die Knie … ja, in eine Art Kampf. Denn es gibt jemanden, der mich davon abbringen will, in dieser herrlichen Beziehung mit Jesus zu sein und das ist der Satan.

Wie einige von euch wissen, wohnte eine liebe Freundin, nämlich Ronja (ja, sie heißt auch Ronja 😊), mit ihrem Mann bei uns mit im Haus. Ronja geht jeden Tag joggen. Nun wissen vielleicht auch einige, dass ich abnehmen will. Ja, … die Schwangerschaften meiner Jungs haben mir doch einige Kilos mehr geschenkt. Ich will abnehmen. Aber vom Rumsitzen passiert leider nichts.

Gleiches Prinzip: Ich will Gottes Stimme hören, aber inmitten meines ständigen Beschäftigt-Seins werde ich sie nie hören.

Also trete ich in den Kampfring! Hier ein paar Tipps, die mir regelmäßig helfen:

1. Nicht allein!

Ich habe Ronja gebeten, meine Jogging-Partnerin zu sein und ich bin so froh, sie zu haben! 
Denn allein würde ich nicht loslaufen – Punkt. 
Ständig habe ich Ausreden. 
Darüber hinaus ist Ronja eine Freundin, mit der ich geistlich wachsen darf. Wir ermutigen uns gegenseitig dranzubleiben. Wir lassen einander sehen, was Gott in unseren Leben tut. Ich glaube, GEMEINSAM unterwegs zu sein, wird mich und auch dich weit bringen. Sehr weit. Dann, wenn du nicht mehr kannst, hast du jemanden, der dich ermutigt, dich vielleicht auch ein paar Meter trägt und dir dann wieder auf die Beine hilft.

2. Tritt ins Licht! Tritt in den Kampfring!

Ich will das! Ich will den Kilos den Kampf ansagen. Also gehe ich joggen. 
Aber ich persönlich gehe nicht im Feld joggen, sondern bewusst mitten im Dorf. Nicht, weil mich alle bestaunen sollen (bei mir gibt es beim Joggen sowieso wenig zu bestaunen, da ich immer wie eine Tomate aussehen und schwitze wie sonst was), nein, ich laufe im Dorf, weil ich zeigen will, dass es mir wichtig ist, auf meinen Körper zu achten, und zur Selbstermutigung. Im Feld dagegen – ganz ehrlich – würde ich die halbe Zeit nur gehen und vermutlich gefühlt rückwärtslaufen.
Damit trete ich ins Licht. Genauso verheimliche ich meinen Wunsch nicht, Jesus groß zu machen. Nein, ich will ihn laut proklamieren! Ja, auch wenn ich scheitere und auch wenn ich mal eine Pause brauche. Gerade dann trete ich in den Kampfring, auch wenn es hart ist. 
Doch ich bin HIER!

3. Training und Disziplin

Christsein verändert sich nicht von heute auf morgen. Deine Gebetszeiten werden nicht von heute auf morgen zwei Stunden betragen – selbst wenn das denn dein Wunsch sein sollte. 
Es braucht Training und Disziplin. Doch wenn wir das Ziel vor Augen haben, wird sich auch die nötige Motivation einstellen. Ich bin mit Ronja lange nur eine sehr kurze Strecke gelaufen. Mittlerweile haben wir die Strecke erweitern können und jeder kleine Erfolg spornt mich weiter an. Fang mit fünf Minuten Gebet oder Stille Zeit oder Lobpreis an. Trainiere Schritt für Schritt, dann wirst du staunen, wie leicht es dir irgendwann fällt.

4. Hindernisse

Beim Laufen und auch im geistlichen Kampf wirst du auf Hindernisse stoßen. Wenn du einen Kampfort betrittst und keiner auf dich schießt, dann bist du irgendwie am falschen Ort.
Wenn ich jogge, muss ich z.B. extrem auf meine Atmung achten, da ich sonst sofort Seitenstiche bekomme.
Unterwegs begegnen uns oft Menschen und sagen freundlich Hallo. Ich könnte ganz locker einfach Hallo zurückrufen, doch ich weiß, wenn ich das tue, kommt meine Atmung sofort aus dem Takt und zack bin ich raus. Ich musste dieses Hindernis erkennen und überlegen, wie ich es bewältigen kann. Mittlerweile hebe ich einfach nur freundlich meine Hand 😊
Ein Hindernis in deinem Christ-Sein kann Müdigkeit sein oder Streit in deiner Ehe oder auch eine zu volle To-Do-Liste. Erkenne die Hindernisse als das, was sie sind, und finde einen Weg, sie zu bewältigen. Das ist vielleicht nicht immer so simpel oder einfach wie das freundliche Heben einer Hand, aber es lohnt sich!

Es ist nicht immer leicht. Nein, machen wir uns doch nichts vor, manchmal ist es wirklich hart! Doch die Kilos werden purzeln und meine Beziehung zu Jesus wird stabiler, fester und tiefer werden. 

Mit Gottes Hilfe kannst du das auch!
Bleib dran!
Gib nicht auf!
Da ist noch so viel mehr für dich!

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Burn Out

11. November 2020

Ein Gastbeitrag von der lieben Sonni, die ich auf der Plattform Instagram kennen lernen durfte. Ich bewundere sie sehr.
Sie erhebt ihre Stimme, für dich. Denn vielleicht bist du Derjenige/Diejenige, der/die genau diese Zeilen braucht.



Diese Zeilen schrieb ich (Ronja), als ich dieses Magazin las:

Burnout

Leute ich sitze gerade auf dem Sofa – und bin dankbar, DASS ich auf dem Sofa BIN – MIT KAFFEE.
Weißt du auch warum?
Ich habe dieses Magazin von der lieben Sonni bestellt, denn ich habe schon oft den Satz „Ronja, pass auf dich auf! Pass auf, dass dir das alles hier nicht auf einmal zu viel wird!“ gehört. Meine engsten Freunde und meine Familie, hatten immer mal wieder „Angst“ um mich.

Und ich sitze hier…und merke…wie mich die ersten Zeilen packen – das bin ICH! Doch nur bis zu einer bestimmten Zeile, denn dann nehme ich wahr, dass ich gerade dabei bin die Ruhe zu genießen, mir Zeit nehmen kann, um dieses Magazin zu lesen – ich habe noch rechtzeitig „die Bremse ziehen können.“

Heute sitze ich hier. Auf meinem Sofa und will Sonjas Weg kennen lernen – denn dieses Magazin rüstet mich aus, lässt mich wissen, was ich HEUTE tun darf.

Das erste Magazin, dass ich mir nicht nur als Deko hinlegen werde.

Danke Sonni, für deine Ehrlichkeit und dein „sich-verletzlich-machen“ vor uns. Du bist ein Licht.

Ronja Aselmann geschrieben bei Instagram

Hier also ein paar Worte von der lieben Sonni (Sonja):

Plötzlich blieb das Alltags- Karussell in dem ich mich befand stehen.

Ich konnte nicht mehr, war körperlich und seelisch am Ende.

Ausgebrannt.

Innerliche Zerrissenheit, Kraftlosigkeit, das Gefühl nicht mehr zu wissen wer ich eigentlich bin, Gedanken die unaufhörlich rasten, Panikattacken die mich wie aus dem nichts überrollten brachten mich zum Stillstand.


Das ist meine Geschichte, der (Tief-) Punkt in meinem Leben, da wo Gott angefangen hat aus all den Scherben meines Seins – aus meiner Zerbrochenheit – ein wunderschönes Gefäß seiner Liebe zu formen,
gefüllt mit Freiheit, Heilung und einer Identität, die in ihm gegründet ist.

Das alles schien mir damals so so unerreichbar, unendlich weit entfernt und gerade deshalb bin ich einfach nur so unglaublich dankbar, und voller Freude über meinen Gott, der in seiner unaussprechlichen großen Gnade und Liebe

mich gesund geliebt hat

und immer noch dabei ist all das Wunderbare zum Vorschein zu bringen, was er in mich hineingelegt hat.


Ich bin Sonni, seit 18 Jahren mit meinem unglaublich tollen Mann Stefan verheiratet.
Wir haben 4 wundervolle Kinder.

Lea 16 Jahre, Marie 13, Luis 12 und unsere kleine Malou wurde gerade 2 Jahre.

Ich liebs ihre Mama zu sein und sie auf ihrem Weg zu begleiten und zu stärken.


Dieses Magazin kannst du online erwerben!

Schau bei Stenni im Shop vorbei –
es ist bis jetzt schnell ausverkauft gewesen,
doch es lohnt sich zu warten, bis Nachschub kommt!

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Laut und deutlich

29. Oktober 2020

Wie bitte?

„Bitte laut und deutlich sprechen.“

Dieses Schild sah ich zum ersten Mal an einer Tankstelle, seit Corona da ist.

Wow, endlich sagt hier das mal jemand.

Die Maskenpflicht, darüber will ich gar nicht diskutieren. Ich trage sie und mein Kind zählt zu den Risikopatienten, sodass ich sie auch gern trage. Tatsächlich jedoch trage ich sie sehr wenig – nur zum Einkaufen.

Denn sonst bin ich eher selten unter Menschen.

Der Gottesdienst findet statt, aber da gehe ich fast nur hin, wenn ich selbst Dienst habe.
An der Theke kaufe ich nur ein, wenn es nicht anders geht.
Bus und Bahn nutze ich nicht.
In größeren Menschenmassen vermeide ich den Blickkontakt.

Warum?
Weil ich zu der Gruppe Menschen gehöre, die Hörgeräte trägt.
Ich bin immer super mit den Geräten klargekommen und trage sie seit meinem 5. Lebensjahr. An der Sprache kann man – Gott sei Dank – nicht heraushören, dass ich dringend auf diese Geräte angewiesen bin. Meine Eltern waren einfach mega hinterher, dass ich Selbstbewusstsein entwickle und sogar mein Abitur machen konnte. Danke Mama & Papa!

Ich bin so dankbar für diese Geräte und für das Erlernen des Lippenlesens. Kommunikation ist für mich nie einfach gewesen.
Gruppen, große Räume, starke Nebengeräusche fordern von mir immer wieder den Mut, drei Mal nachzufragen, was der Gegenüber gesagt hat.

Die Maske.
Sie bringt mich dazu, mich noch weiter zurückziehen und im Öffentlichen weniger zu kommunizieren. Ich will, aber ich kann nicht.
Diese Behinderung kann ich nur ausgleichen, wenn ich Mimik, Gestik und Lippen erkennen kann.

Ich bin so dankbar für die krasse Weiterentwicklung der Hörgeräte in den letzten Jahren, sodass ich nach 20 Jahren das erste Mal Freude am Telefonieren habe, doch ich höre immer noch wesentlich schlechter als ein gesunder Mensch.

„Bitte laut und deutlich sprechen.“ Das ist doch gar nicht so schwierig. Und wenn wir das tun, dann kriechen wir Schwerhörigen vielleicht wieder aus unseren Löchern. Kinder, Jugendliche und vor allem Ältere.

Eine Frau aus der Gemeinde sagte mir mal: „Ronja, mit dir rede ich einfach sooooo gerne.“ Ich versuchte mich an den Inhalt unseres letzten Gespräches zu erinnern, doch sie meinte: „Du redest einfach so klar, laut und deutlich.“

Wenn Schwächen sichtbar werden, wenn ich durch meine Schwäche falle oder es mir einfach unangenehm wird, 5 mal nachzufragen und ich dafür böse, unverständliche Blicke empfange, dann ziehe auch ich mich zurück, obwohl ich normalerweise darüberstehen kann. Doch jedes Auslachen, jeder belächelnde Blick, jedes Abwenden macht etwas mit meinem Herzen.

Einfach etwas deutlicher reden. Viele Menschen werden dir dankbar sein.

Jedes Mal, wenn ich jemanden hinter der Maske direkt beim ersten Mal verstanden habe, ist mein Tag gleich schon ein bisschen schöner.

Auch das ist Nächstenliebe.
Lasst uns aufeinander achten und die Liebe laut und deutlich werden lassen.

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Du bist berufen, immer!

17. Oktober 2020

Ein Gastbeitrag von meiner lieben Freundin Ira. Sie ist mir ein absolutes Vorbild im Thema Nächstenliebe. Sie SIEHT den Nächsten. Ob Postbote, jemand in der Bahn, eine enge Freundin oder ihren Ehemann – sie trägt so viel Liebe in sich, die ECHT ist und schaufelt sich immer Zeit für Menschen frei, die echte Begegnung schätzen.


Hallo lieber Leser*Innen von Ronjas Blog.

Es freut mich Dir einige Gedanken mitgeben zu dürfen. Ich hoffe Du kannst meinen Gedanken, die ich an Dich richte, folgen und hoffentlich etwas Ermutigendes mitnehmen. Nun ist es schon einige Monate her, dass Ronja mich fragte, ob ich diesen Text schreibe und so sehr mir Berufung am Herzen liegt, musste ich vorher durch einen erneuten persönlichen Prozess.

Eins wurde mir nochmal klar: Deine Berufung und Deine Gaben gehen Hand in Hand. 

Oft sind wir bemüht unsere Gaben in Attributen zu suchen, die uns andere vorschlagen. Ja, manchmal sogar ungewollt vorschreiben bzw. zuschreiben. Wie oft bleiben die Fähigkeiten von Männern und Frauen auf Grund von Stereotypen auf der Strecke liegen?

Ich bin eine Frau, die gerne redet und andere mitreißen möchte. Ich bin aber auch eine Frau, die aber genauso gerne fragt, zuhört und beobachtet. Aber all das, möchte ich selbst entscheiden. Als Kind begegnete mir immer wieder der Satz, dass doch ein liebes, gutes Mädchen still und ruhig sei. Ich bin kläglich gescheitert dieses liebe, gute und stille Mädchen zu sein. Bin ich froh darüber! Sonst würde ich vieles von dem, was ich heute tue, nicht tun.

John Eldrege, ein Autor, den ich sehr schätze, appelliert an die Männer und schreibt nieder:

,,Frage dich nicht, was die Welt braucht. Frage dich lieber, was dich lebendig macht, und dann geh hin und tu das Entsprechende.“ 

John Eldrege

Dieser Satz berührt mich zutiefst. Aber ich finde er gilt allen Menschen, nicht nur einem Geschlecht.

Was macht dich lebendig? Wo blühst du auf? Was tust aus tiefster Freude und Überzeugung?

Diese Fragen können überfordernd sein. Sie bedeuteten nicht, dass jede Handlung und jede Tat uns erfüllen muss. Wir haben alle Grundbedürfnisse. Es soll Menschen geben, die nicht wie die Frühaufsteher unter euch gerne um 5.30 aufstehen 🙂 Trotzdem gehen sie arbeiten. Das frühe Aufstehen erfüllt sie nicht auf einer ideellen Ebene. Aber es deckt ein Grundbedürfnis ab. Das Bedürfnis danach seine Lebenskosten decken zu können und sich eine Existenz zu sichern. Also stehen wir morgens (meistens 🙂 ) auf.

Aber das Ideal in allen Bereichen unseres Lebens unsere Selbstverwirklichung zu leben, ist zu hoch gegriffen. Vielleicht eine Illusion, die uns auf Social Media verkörpert wird. Vielmehr kreiert sie einen unrealistischen Anspruch. Die eigene Berufung zu leben, setzt uns und andere vielmehr frei.

1) Die eigene Berufung zu leben, bedeutet deine Stärken zu stärken.

2) Die eigene Berufung stellt sich dem Hindernis der Angst.

3) Die eigene Berufung zu leben schafft ganzheitliche Sinnhaftigkeit.


Wie funktioniert das?

1. Stärken stärken
Investiere dort, wo du gut bist. Das ist die gute Nachricht. Du darfst in deine Stärken investieren. Stärken, stärken. Unsere Schwächen, die müssen uns nicht einholen, aber manchmal genügt es sie einfach ,,nur“ in den Griff kriegen. Denn da entsteht Freiheit. Ein Glück muss ich nicht erstklassig Geige spielen können, krasse Torten backen können oder Computerprofi sein.

Manchmal fragen Menschen mich wie ich in so vielen Projekten gleichzeitig aufgehen kann. Die Antwort ist einfach. Ich bin einfach keine Perfektionistin. Ich gebe mein Bestes und dann gebe ich es bei Gott ab und grenze mich davon ab.

2. Die Angst
Was hält dich davon ab Freiheit in deinen Aufgaben zu erleben? Gibt es Hindernisse in deiner Berufung? Gedanken oder Herausforderungen, die dir Angst machen?
Es ist okay Dinge anzupacken vor denen wir Angst haben. Oftmals sind es genau diese Dinge, in denen wir dann über uns hinauswachsen. Das durfte ich und musste ich ganz klar lernen in letzten Wochen: Es ist okay Dinge zu tun vor denen wir Angst haben. Es ist okay, wenn wir menschlich gesehen versagen und die Dinge nicht klappen und funktionieren, wie wir sie uns vorgestellt haben. Mein Weg zum Ziel ist zwar nicht von Perfektionismus geprägt, aber ich will meine Ziele zu 100 % jedes Mal erreichen. Mir fällt es dann schwer auszuhalten, wenn meine Ziele nicht erreicht wurden. Deswegen schrecke ich ab und an auch zurück, Dinge anzupacken. Deswegen bleibe ich oft unter meinen Möglichkeiten, weil die Angst das Ziel nicht zu erreichen, zu hoch liegt. Aber ich mache mich immer mehr frei davon und beginne Dinge zu tun, die mich wachsen lassen, die ich mir selbst nicht zugetraut hätte, aber die Gott mir zutraut.

3. Ganzheitliche Sinnhaftigkeit
Sünde heißt die Verfehlung! Verrückt oder? Wenn wir das Ziel verfehlen, leben wir an dem vorbei, was wir eigentlich tun sollten und wofür wir eigentlich bestimmt sind. Das bedeutet für mich in meiner Berufung zu leben. Es bedeutet für mich aus einem tiefen Sinn heraus mein Handeln und mein Reden zu gestalten.
Dafür muss ich keine Chefin, Leiterin oder den perfekten Job haben, das kann der Fall sein. Aber ich kann all diese sein, auch wenn Krankheit oder Arbeitslosigkeit mein Leben einholen.

Ich wünsche mir von Herzen, dass Menschen in meiner Gegenwart Annahme erleben.

Sie sollen sich geliebt wissen und sich entfalten können. Ich will, dass Menschen sich in ihrem Wert in meiner Gegenwart geachtet fühlen. Ich möchte ihren Charakter verstehen und ich will Nährboden für das Aufblühen ihrer Gaben sein. Ich möchte Menschen ganz radikal lieben. Ich wünsche mir ihnen so viel Liebe entgegenzubringen, unabhängig davon, ob ich sie kenne oder ob mir diese Beziehung einen Nutzen schenkt. 

Dann lebe ich in meiner persönlichen Berufung.

Ich weiß aber vor allem, dass ich all dies nicht aus meiner eigenen Kraft heraustun kann. Meine Hoffnung ist, dass diese Liebe Menschen stutzig macht und sie bewegt sind danach zu fragen, woher diese Annahme kommt und sie ihren Schöpfer kennenlernen, der sie liebt und für sie bis ans Kreuz geht. 

Um das Leben zu können, muss ich mit all meinen Fehler und Schwächen zu Gott gehen. Mit all meinen Ängsten, selbst zu kurz zu kommen, zu ihm hingehen und mich darin wiegen, dass in ihm alle meine Bedürfnisse gestillt sind. Das empfinde ich als große Handlungsoption und Herausforderung zugleich.

Ira Schneider, lebt mit ihrem Mann in Hannover, studiert Lehramt, Paarberatung und arbeitet in der Schreibberatung
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Zwischenzeit

3. September 2020

Zwischenzeiten, wie füllst du sie?

Zwischenzeiten, eine Zeit der Vorbereitung?

Zwischenzeiten, eine Zeit des Abschiedes?

Zwischenzeit.

Ich empfinde meine aktuellen Wochen eher als zäh und anstrengend.

Wie einige von euch wissen, haben wir einen Sohn der schwer krank ist. 

Damit kamen wir die letzten vier Jahre ganz gut klar, wir schafften es, wir kämpften uns da durch, ja es war ein Teil unseres Lebens.

War,..es wird kein Teil mehr unseres Lebens sein. Die Ärzte haben beschlossen, dass unser Sohn nun im Herbst transplantiert wird. Eine große Chance, wie wir finden und doch schmeißt es alle meine Pläne um.

Ich hatte vor dieses Jahr endlich mein Theologiestudium wieder aufzunehmen, mich wieder mehr in die Gemeinde einzubringen und ich freute mich auf freie Vormittage, nach fast 5 Jahren Zuhause.

Doch nun sitze ich hier in dieser Zwischenzeit. Zwischen noch Alltag und mit dem Wissen, es kommt eine schwere Zeit.

Wie fülle ich diese Zeit? Mein Studium ist abgesagt und mich irgendwo einbringen ergibt wenig Sinn, da ich ja bald sowieso wieder raus muss.

Und ich habe beschlossen ruhig zu sein. Kraft zu tanken. Den Fokus zu richten.

Ich bin überzeugte Christin und ich glaube, dass Gott manchmal diese Zwischenzeiten schenkt. Um sich vorzubereiten, um sich zu fokussieren, um auch einfach mal nichts zu tun. 

Und ich merke, wie schwer es mir fällt mal zu Ruhe zu kommen, einfach da zu sein.

Danke Jesus, für diese Zwischenzeiten.